Noch ist es nicht lange her, da standen die Kühe an Ketten angebunden in dunklen Ställen und stachen mit ihren Hörnern dem Bauer ein Auge aus. Zwischen den Kühen gab es wenig Platz und der Bauer gab das Heu armvoll von hinten in die Futterkrippe. Es gab nervöse Bauern mit nervösen Kühen und ruhige mit ruhigen Kühen. Aber alle Kühe wurden zu dieser Zeit gemolken und sie trugen Hörner, waren im Zuchtbuch eingetragen, ihre Herkunft und ihre Milchleistung, der Name des Vaters ihrer Kälber. Sie wurden künstlich besamt. Den Stiere machten auch nur Buff und waren unrentabel. Ich erinnere mich an einen KB-Stier namens Winnetou.
Zwischendurch bekamen die Bauern Freude an den Selbsttränken, das führte dazu, dass die zweimal wo die Kühe zum Brunnen gingen um zu trinken, wegfielen. Auch Kuhtrainer* galten als clever. Die erste Massnahme zum Tierwohl war ein Gesetz zur Mindestgrösse der Stallfenster (Tageslicht im Stall) Anfang der 90er Jahre.
In den achtziger Jahren kamen die subventionierten neuen grossen zentralen Ställe. Anbindeställe mit einem Futtergang in der Mitte, das Heu wurde mit der Gabel direkt vor die Kuhmäuler in die Krippe gegeben. Keine Hornkontakte mehr. Die ersten Jungbauern trugen Pilotenbrillen. Danach kamen die RAUS-Beiträge, die Kühe wurden tagsüber losgebunden und konnten sich im Freilauf bewegen.
Heute haben wir die Freilaufställe mit Fressgitter wo sich die Kühe sozusagen selber anbinden und hornlose Kühe. Die Bauern mögen diese Ställe auch deswegen weil sie sitzend auf einem kleinen, schmalen Traktor ausmisten können. Kühe werden laufend in Lastwagen und Anhänger (lebende Tiere) ein- und ausgeladen. Sie werden nicht nur auf die Alp gefahren sondern auch auf Heimweiden die in einer Viertelstunde zu Fuss erreichbar wären. Auch da ist die hornlose Kuh von Vorteil, die Verladerei ist eine nervöse Sache.
Enthornungen können vom Bauern selber vorgenommen werden bei Kälbern bis zum Alter von 2 Wochen.
Stierkälber werden gleichzeitig kastriert mit einer Zange werden die Samenstränge abgeklemmt. Hier stellt sich die Frage ob der Bauersmann die Geduld hat die nötigen Minuten abzuwarten bis die schmerstillende Spritze wirk
Historisch gesehen könnte man sagen, kommt bei den Bauern die Praxis der Arbeitserleichterung vor dem Tierwohl. Es ist also richtig, immer ein wenig nachzuhelfen. Somit Kuhhorn ja.
Vergessen gegangen in der Diskussion sind die Mutterkühe. Auch wegen ihnen sind die Freilaufställe so beliebt. Die Mutterkuh die ihr Kalb schützt ist heute der grosse unberechenbare Gefahrenfaktor, sei es für den Bauern und seine Familie, die Hirt/innen und die Lastwagwenchauffeure. Auch vergessen gegangen sind, bezüglich Tierwohl, die Platzverhältnisse in den Alpställen (Käsealpen) wo Läger und Ketten zu kurz sind und den Kuhgrössen von 1960 entsprechen. Die Euter liegen auf der Kante des Schorengrabens und die Ketten sind so kurz, dass die Tiere nur mit Mühe aufstehen können.
Kuhtrainer* ein permanent unter Strom stehender Draht bezeichnet, der die Tiere beim Koten/Harnen zum Zurücktreten bis an den Mistkanal zwingen soll. Er wird etwa fünf Zentimeter über dem höchsten Punkt des Rückens angebracht. Wenn die Kuh zum Abkoten den Rücken wölbt, erhält sie einen Stromschlag, der sie veranlasst, einige Schritte nach hinten zu treten, in Richtung Kotgraben. Wenn sie dort kotet, erhält sie keinen Stromschlag. Der Kuhtrainer dient also der Sauberhaltung der Boxen. Die Tiere kommen jedoch nicht nur beim Koten und Harnen mit dem Kuhtrainer in Kontakt, sondern auch bei anderen Bewegungen, beispielsweise wenn sie sich lecken wollen. Dies führt dazu, dass die durch die Anbindung ohnehin bereits erheblich beschränkte Bewegungsfreiheit zusätzlich reduziert wird, die Kühe unter Verkrampfung also ständig natürliche Bewegungen und Verhaltensweisen unterdrücken müssen.