Durch die zahlreichen Wolfrisse – weit über Hundert in vier Jahren bei einem Bestand von 750 Schafen – gelangte die Stutzalp oberhalb von Splügen zu einer sinistren Berühmtheit. Bis 2013 wurde sie von der Alpgenossenschaft Stutzalp, beheimatet am Schamserberg, als Umtriebsweide mit 400 Schafen bestossen. Die Herde bestand grösstenteils an Tieren aus der Ostschweiz und dem Liechtenstein. Gehütet wurde sie nebenbei von jeweiligen Galtviehhirt/innen die für 110 Tiere verantwortlich waren.
Für die Bauern der Alpgenossenschaft war es eine Win-Win-Situation, zahlten sie doch für beide Herden 110 Stück Galtvieh und 400 Schafe nur einen Lohn. Die Schafe entwickelten mit der Zeit eine eigene Art Selbstständigkeit, was den Hirten nicht zu kümmern hatte. Im Bewusstsein der Lohnlosigkeit seines Schafhirten lautete der Auftrag des Alpmeisters, einfach vorbeischauen und salzen, so alle 2-3 Tage.
Im ersten Teil des Sommers weiden sie unter halb der Felsbänder, einem Gebiet mit dem wohligen Namen „Chracha“, der allerdings den Hirten gegenüber nie erwähnt wird. Eingeteilt in Koppelweiden die jeweils etwa 14 Tage Weide hergeben. Durch eine steile, schmale Passage hinauf gelangen sie auf eine Hochebene auf 2‘400 Meter über Meer, durchzogen von einem malerischen Bergbach. Bald geht es dann hinauf dorthin wo es ihnen am wöhlsten ist in der Augusthitze, auf die Gratfluren, die sie intensiv beweiden und welche trotz ihrer Kargheit scheinbar unerschöpflich sind. Da verweilen sie standhaft, alles ist vorhanden.
Dasselbe gilt für den Wolf, für den allerdings nur durch die Anwesenheit der Schaf alles vorhanden ist. Das wacker grosse Gemsrudel, das sich ebenfalls in dieser Landschaft versorgt, dürfte für ihn keine einfache Beute sein. Die Felswände welche die Alp umkränzen - Heimat von Gams & Steinbock - sind für ihn unbegehbar. Zu Füssen des Teuri- und Stellihorns, beide 3000 Meter hoch, liegt die Teuri da, wanderweglos und selten begangen. Blutige Bergeinsamkeit.
Trotz Herdenschutz ist das Beverin-Rudel dabei diese Schafalp zu übernehmen. Es mag besser geeignete, nicht bewirtschaftete Schafalpen geben, welche es zu bestossen gälte. Worten des Alpmeisters Peider Michael aus Donat über die Alp Stutz: Was das Zäunen an den steilen Hängen betrifft, war ich der Meinung, dass wir damit aufhören müssen. Wir haben unser Leben riskiert.» Ein Fehltritt beim nicht alltäglichen Gemeinwerk und man liegt im Stutzer Tobel.
Die Herde wird aus dem flachen, fetten Unterland mit Lastwagen herangefahren. Einheimische Schafe sind auf der Stutzalp keine mehr zu finden. Es waren zuletzt nur gerade 50 an der Zahl. Wie sagt der Bauer: Man kann es nicht erzwingen.